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Stolpersteinverlegung 2021: „Leben, Flucht, weiter leben“

Eigentlich kennt die jeder, weil sie an vielen Stellen in ganz Deutschland und europaweit in den Boden eingelassen sind. Kleine, leicht goldene Messingtafeln mit jeweils einem Namen drauf, dazu die Lebensdaten der Person, die ehemals an diesem Ort lebte. Die Rede ist natürlich von den bekannten Stolpersteinen, die im Gedenken an Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus vertrieben, ermordet oder deportiert worden sind, verlegt werden.

Uns, dem Tutorium Geschichte des Abiturjahrgangs 2021, wurde die Ehre zuteil, die Aufschrift von vier dieser Gedenktafeln des wohl größten dezentralen Mahnmals der Welt zu bestimmen. Dazu sammelten wir in einem Prozess, der sich über ein Jahr erstreckte, alle verfügbaren Informationen zur jüdischen Familie Nussbaum, die in der NS-Zeit aus Göttingen fliehen musste. Wir recherchierten im Stadtarchiv, stießen im Internet unter anderem auf die Reisedokumente der Familie und versuchten, die Geschichte ihrer Vertreibung in einem Text zu rekonstruieren. 

Diesen lasen wir für ein Video zum Gedenktag an die Ereignisse der Reichspogromnacht am 9. November 1938 vor und nahmen am Platz der Synagoge an der alljährlichen Gedenkveranstaltung teil. Es ging immer darum, Jacob, Ida, Rosa und Hilde Nussbaum zurück in das Bewusstsein der Göttinger Stadtgemeinschaft zu holen.

Anlässlich der Verlegung der Stolpersteine vor ihrem ehemaligen Wohnhaus in der Weender Landstraße Nummer 33, trugen wir unseren Text im alten Rathaus für einen Film vor. Mit diesem Videobeitrag vollendeten wir unser Projekt zur Familie Nussbaum.

Bei der Arbeit zum Projekt waren wir immer wieder erstaunt, wie weit weg in der Vergangenheit die Ereignisse zu sein scheinen und wie nah sich trotzdem alles anfühlt. Es ist beinahe unvorstellbar, dass am Alten Rathaus große Fahnen mit Hakenkreuzen herabhingen, dass die Nationalsozialisten am Gänseliesel Paraden abhielten und die jüdische Bevölkerung Göttingens terrorisierten. Durch die noch existierenden Gebäude, Fotos und Erinnerungen entsteht eine Kontinuität, die Stadtgemeinschaft hat sich allerdings gewandelt, aber das Gedächtnis unserer Stadt ist für immer geprägt.

Es ist unsere große Hoffnung, dass sich das gesellschaftliche Bewusstsein durch das Gedenken an die Vergangenheit weiterentwickelt und Vielfalt als Stärke begriffen wird.

Der Film zur Stolpersteinverlegung kann hier angesehen werden:

Für den EA-Kurs Geschichte/Bury,

Leon Karsberg