Nach 16 Jahren als Schulleiter des Max-Planck-Gymnasiums wird Wolfgang Schimpf am 21. Juli 2021 verabschiedet.
Sie waren alle da, die Vertreter des „Mikrokosmos Schule“: Zur Verabschiedung des langjährigen Schulleiters Wolfgang Schimpf saßen der ehemalige Dezernent Reinhard Behrens und sein Nachfolger Jan Eckhoff im Publikum, für den Schulausschuss der Stadt Göttingen Thomas Häntsch; gekommen waren außerdem der neue Direktor des MPGs Wolfram Schrimpf, die Schulleiter der Göttinger weiterführenden Schulen, Weggefährten, Schüler- und Elternvertreter, Kollegen, Schimpfs Lebenspartnerin sowie sein Sohn Alexander, dessen Klavierspiel die Feierlichkeiten eröffnete und ausklingen ließ.
Allein die musikalischen Wohllaute trugen zu einem berührenden Abschied und der sehr gelungenen Feier bei. Hinzu kamen die wertschätzenden Worte der Redner.
Der stellvertretende Schulleiter Martin Butzlaff begrüßte die Gäste und würdigte Wolfgang Schimpfs Wirken sowie die gemeinsame Arbeit, Herr Häntsch hob in seiner zugewandten Rede den Wandel des MPGs zu einer modernen Schule mit einem vielseitigen Angebot hervor, der Personalratsvorsitzende, Elternvertreterinnen und Schüler verwiesen auf einen lebendigen Dialog und Fair Play in der Zusammenarbeit mit der Schulleitung. Höhepunkte der Feier stellten sicherlich die Laudatio des Dezernenten Jan Eckhoff und die Abschiedsrede von Wolfgang Schimpf selbst dar.
„Bilanz-Treffen“
„Warum sind wir hier überhaupt zusammengekommen?“, fragt Schimpf zu Beginn seiner Ausführungen; ein Schulleiterwechsel sei schließlich so normal „wie der Wechsel der Jahreszeiten, nur nicht so oft“. Ob solch eine Ablösung tatsächlich Anlass für ein Fest sei, beantwortet der Redner nicht eindeutig, aber er gesteht zu, dass sie Gelegenheit zu einem „Zwischenfazit gelebten Lebens“ biete, des schulischen ebenso wie des „anderen Lebens“.
Sprachskepsis und Wirklichkeitsverlust
Daran, dass es an diesem Tag etwas Wichtiges zu feiern gebe, lässt Jan Eckhoff hingegen keinen Zweifel. Sein Rückblick wirft ein erhellendes Licht auf die verschiedenen Funktionen und auf die Persönlichkeit Wolfgang Schimpfs. So habe er Schimpf, damals Leiter der Abiturkommission, kennengelernt, als dieser bei einer Fortbildung die Entscheidung verteidigen musste, das Thema „Sprachskepsis und Wirklichkeitsverlust in ihrer Wechselwirkung“ zum Abitur-Schwerpunkt für das Fach Deutsch zu machen. Wie relevant die hinter der spröden Formulierung stehenden Inhalte allerdings seien, habe nicht zuletzt „Trumps Twitter-Kultur“ bewiesen.
Mut zum Wandel
Sein Mut das, was er für richtig und wichtig hält, beim Namen zu nennen, manchmal recht nachdrücklich, ist eine Eigenschaft Schimpfs, die Eckhoff an unterschiedlichen Beispielen veranschaulicht – unter anderem in seiner Auseinandersetzung mit der Behörde in der schwierigen Pandemie-Zeit. Mit Blick auf Schimpfs Arbeit am Max-Planck-Gymnasium hebt Eckhoff hervor, welche Herausforderung Wolfgang Schimpf schon kurz nach seinem Amtsantritt mit der Umformung eines traditionellen altsprachlichen Gymnasiums zu einer eigenverantwortlichen Schule zu bewältigen hatte. Es sei ihm gelungen, das MPG aus der Krise zu führen, im kollegialen Austausch neue Zielvorgaben zu formulieren und gravierende Neuerungen, wie etwa den Wandel zur Ganztagsschule oder die Einführung der Hausaufgabenklasse, zu befördern.
Fortschreiten und Bewahren
Schließlich kommt Eckhoff auf Schimpfs Funktion als Vorsitzender der Niedersächsischen Direktorenkonferenz und auf seine Tätigkeit als „freier Journalist“ zu sprechen. Beides habe es ihm ermöglicht, auch Impulse von außen zu geben und seine Ideen in die überregionale Bildungsdebatte einzubringen. So habe er in einem seiner Artikel für die F.A.Z. auf das „kreative Potenzial der Krise“ aufmerksam gemacht und dem besonnenen und zielgerichtete Einsatz digitaler Medien ebenso das Wort geredet wie die Bedeutung von „Präsenzunterricht und gemeinsamem Lernen“ hervorgehoben.
Eckhoff zollt mit seiner Rede Schimpf dafür Respekt, dass er mit Weitblick und Klugheit bis zum Ende seiner Amtszeit darum bemüht war, auf verschiedenen Ebenen Prozesse in Gang zu setzen, die Schule und Bildung voranbringen.
„Das Ende ist der Preis, den man für den Anfang zahlt.“
Die Rede Wolfgang Schimpfs bleibt so nachdenklich, wie sie beginnt: Worauf kommt es an, wenn man ein guter Schulleiter sein will? Es falle einem die ein oder andere Lektüre ein, allen voran Thackerays Vanity Fair, doch eine Rezeptur für die Regie des „Impro-Theaters“ Schule gebe es nicht. Schimpf berichtet vom anfänglichen Zurechtfinden in einer erschreckend neuen Welt, von der Achterbahnfahrt G9 – G8 – G9, vom Versuch, unterschiedliche Bedürfnisse und Notwendigkeiten unter einen Hut zu bekommen, von der Einsicht, dass sich manche Widersprüche nicht auflösen lassen – aber auch von Momenten gelingender Schule, „wenn Menschen am Werk sind, die mit Offenheit, Fachverstand und Teambewusstsein den Unterrichtsalltag beleben“. Nicht nur mit dem Kollegium seien solche Momente entstanden, sondern auch und vor allem im Austausch mit den Schülern.
Schimpf bedankt sich bei der erweiterten Schulleitung, namentlich bei seinem Stellvertreter Martin Butzlaff, bei seinem Mentor Reinhard Behrens, der Sekretärin Frau Rudolph, dem Kollegium und ganz besonders bei den Schülern und Eltern des MPGs.
Dass unter seinen „reichen Erinnerungen“ die guten Momente im Vordergrund stehen mögen, dass die „neue gewonnene Gelassenheit“ Wolfgang Schimpf nach dem final curtain trägt, Gesundheit und treue Begleiter – dies wünschen wir ihm von Herzen!