Ich persönlich habe noch nie eine so enthusiastische Klasse an einem Bahnhof gesehen. Wir fieberten alle darauf hin, den kulturellen Höhepunkt Europas mit eigenen Augen erblicken zu können: Rom. Nachdem wir in München bei einer zweistündigen Pause am ruhigen Bahnsteig Frischluft genossen haben, waren wir froh, uns in die Sitze des Nachtzugs fallen lassen zu können. In unseren gemütlichen Abteilen versunken, plauderten wir in die Nacht hinein.
Die Nacht entwickelte sich zu einem richtigen Abenteuer. Egal, ob wir geschlafen hatten oder nicht, um Mitternacht waren wir alle wieder hellwach. Der Zug hatte in einem verlassenen Bahnhof kurz vor der italienischen Grenze angehalten. Es handelte sich um eine Polizeikontrolle: Österreichische Beamte mit grellen Taschenlampen liefen durch den Zug und leuchteten in unsere Abteile. Nach etwa einer halben Stunde Stehen setzte sich der Zug wieder in Bewegung. Nach der kleinen Aufregung legten sich die Ersten wieder zur Ruhe, die durch die Spannung beflügelte Fantasie der Anderen verleitete sie zu interessanten Gesprächen in Flüsterlautstärke.
Um halb zwei weckte uns ein erneuter Stopp des Zuges: Eine weitere Polizeikontrolle, diesmal von italienischen Polizisten. Auch sie leuchteten nur durch unsere Abteile und waren so schnell wieder weg, wie sie gekommen waren. Inzwischen hatten wir die 1:00 Uhr Marke schon lange überschritten und alle Gespräche neigten sich dem Ende zu.
Manche hatten sich vorgenommen, möglichst früh aufzustehen, um den wunderschönen Sonnenaufgang über der malerischen Landschaft mitzuerleben. Am Bahnhof von Bologna war es dann soweit: Die Sonne stieg in den lang ersehnten italienischen Himmel auf. Die Stimmung steigert sich je mehr wir uns auf Rom zu bewegen. Zwar ist ein regnerischer Tag angekündigt, doch die Euphorie überstimmt jede Sorge vor einem Regenschauer. Wir können es kaum erwarten, schon in einer Stunde die herrlichen Hallen römischer Genüsse zu erleben.
Anton und Tristan
…die Fortsetzung folgt.