Schon im Oktober 2011 hatten Polina Sokur (Jg. 12) und ich, Karolin Borcherding (10K), beim Sprachwettbewerb "Spielend Russisch lernen" (eine Muttersprachlerin und jemand, der die Sprache nicht beherrscht, nehmen als Team teil) in Gelsenkirchen den 3. Platz belegt und eine Reise nach Moskau gewonnen, aber es dauerte beinahe ein Jahr, bis endlich sämtliche bürokratischen Hürden überwunden waren und sich die deutschen Behörden dazu durchringen konnten, einen gültigen Reisepass für Polina auszustellen. Das geplante Wochenende verschob sich dadurch vom Frühling 2012 auf das erste Wochenende der Herbstferien, aber dann standen wir – Herr Hasselgruber, Polina und ich – nach einer langen Reise doch am Flughafen Vnukovo in der russischen Hauptstadt und warteten auf den Taxifahrer, der uns zum Hotel bringen sollte.
Nach einer Taxifahrt, die uns klarmachte, wie irrwitzig der Moskauer Verkehr ist – für eine Strecke von zehn Minuten, wären die Straßen frei gewesen, benötigten wir fast eine Stunde – waren wir schließlich am Hotel angelangt, das zwar ein wenig außerhalb an der letzten Station der Metrolinie Sokolnitscheskaja lag, aber trotzdem nichts zu wünschen übrig ließ. Die Zimmer im 22. Stock boten einen grandiosen Ausblick über das hell erleuchtete Moskau bei Nacht und auch das Frühstücksbuffet, das uns am Morgen erwartete, war mehr als reichhaltig.
Zurück zum Ankunftstag: Den schlossen wir mit einem kurzen Ausflug in die Innenstadt ab – und waren uns dort alle einig, dass Moskau und der Rote Platz bei Nacht einen wirklich umwerfenden Anblick bieten. Für jemanden, der wie ich weder Russisch spricht noch die kyrillischen Schriftzeichen lesen kann, ist allerdings die Verständigung und Orientierung in der Stadt sehr schwer, da nur selten englische Übersetzungen angeboten werden. Die Schrift besitzt zwar ähnliche Buchstaben wie das lateinische Alphabet, diese werden jedoch meist komplett anders ausgesprochen, sodass Gemeinsamkeiten eher für Verwirrung sorgen. Nichtsdestotrotz war der erste gewonnene Eindruck von Moskau ein sehr positiver und so machten wir uns Samstagvormittag gut gelaunt erneut in die Innenstadt auf, um ein wenig mehr von der Stadt zu sehen und erfahren.
Nach einer kurzen Tour, die uns aber an zahlreichen interessanten Orten vorbeiführte, trafen wir uns am Europazentrum mit einer Vertreterin des Deutsch-Russischen Forums, Dana Ritzmann, die uns auf den bekannten Ismailowski-Flohmarkt begleitete. Dieser ist wirklich beeindruckend, dort trifft man Touristen auf der Suche nach Souvenirs genauso an wie Einheimische, wobei die Touristen doch etwas überwiegen. Auch hier sind die Eindrücke der fremden Stadt überwältigend, vor allem wenn man den etwas kommerzielleren Teil des Flohmarkts hinter sich lässt und den authentischer wirkenden Abschnitt betritt, der weniger typisch touristische Andenken anbietet als Alltagsgegen-stände, wie auf gewöhnlichen Flohmärkten auch.
Am Sonntag besichtigten wir die restaurierte Ruine des Zarenschlosses Tsaritsyno, die eigentlich keine restaurierte Ruine ist, sondern zu Zeiten der Zaren nicht fertiggestellt worden war, da es Streit um die Baupläne gegeben hatte. Nach diesen Plänen wurden die unfertigen Gebäude dann in jüngerer Vergangenheit wieder aufgebaut. Für diese Exkursion stellte uns das Goethe-Institut einen Führer an die Seite, der allerdings nur Russisch sprach, sodass simultan übersetzt werden musste – trotzdem ein sehr gewinnbringender Ausflug, den wir mit dem Besuch einer Rodin-Ausstellung im integrierten Museum verbanden.
Sowohl den Samstag- als auch den Sonntagabend verbrachten wir bei Freunden von Herrn Hasselgruber, die uns typisch russische Küche auftischten und mit denen wir uns halb auf Russisch, halb auf Deutsch über russische Alltagskultur und Ähnliches unterhielten. Anders als beim Ticketkauf bei dem sich sehr wortkarg gebenden Busfahrer kamen wir hier in den Genuss echter Gastfreundschaft und auch von der zentral gelegenen Wohnung hatte man einen atemberaubenden Blick über das nächtliche Moskau.
Nach der Rückkehr am Montag ins verregnetere, aber nicht wärmere Deutschland zogen wir alle das Resümee, auf jeden Fall noch einmal nach Moskau zurückkehren zu wollen – schon allein, um all das zu sehen und erleben, was wir aus Zeitmangel verpassen mussten.
Auch das Göttinger Tageblatt berichtete über diese Reise.