Unser EA Griechisch-Kurs bestand aus drei Schülern und drei Schülerinnen. Jeder hatte zwei Referate angefertigt, die vor Antritt der Reise fertig sein mussten und dann vor Ort vorgetragen wurden. Die Themen stammten aus der griechischen Mythologie, Geschichte, Kunstgeschichte, Literaturgeschichte und der Archäologie. Viele dieser Themen waren auch schon im Griechisch-Unterricht angesprochen worden und sollten nun vor Ort vertieft. Begleitet wurde unsere Reise von Frau Dietrich und Herrn Biastoch, der die Reise organisiert hatte.
Unser Reiseblog:
30.05
Unsere Reise startete am Dienstagnachmittag am Bahnhof von Göttingen. Nach einem tränenreichen Abschied der Familien stiegen wir in den Zug und fuhren nach Berlin. Die Zugfahrt verlief ereignislos und wir erreichten abends Berlin. Dort besichtigten wir unsere Zimmer, machten noch ein paar Besorgungen und gingen früh schlafen.
31.05
Am nächsten Tag ging es zum Flughafen. Wir checkten ein und passierten die Kontrolle. Ein Schüler musste dabei seine Wanderstiefel ausziehen und sich nochmal extra untersuchen lassen. Es wurde zum Glück nichts gefunden und so konnten wir planmäßig abheben und nach Athen fliegen. In Athen hatten wir nur einen kurzen Aufenthalt und flogen schon bald weiter nach Naxos. Es verlief stressfreier in Athen, weil wir nicht noch einmal einchecken und unser Gepäck aufgeben mussten, sondern das Gepäck bereits in die nächste Maschiene verladen wurde. Abends erreichten wir Naxos und besichtigten erstmal unsere Zimmer. Wir würden für die nächsten 2 Wochen dort wohnen. Danach gingen wir in eione Taverne direkzt am Strand essen. Von gerösteter Zucchini über Zaziki über Gyros und Salat war für alle Geschmäcker etwas dabei.
01.06
An unserem ersten Tag auf Naxos ging es mit dem Bus nach Chora Naxou (den Hauptort von Naxos). Wir haben uns den Hafen und die Portara besichtigt. Die Portara ist ein gewaltiges Tempeltor, das zu einem Tempel des Apollon gehörte. Der Tempel wurde nie fertiggestellt und seine Steine wurden im Laufe der Jahrhunderte als Baumaterialien für die Häuser in der Chora verwendet. Zwischendurch gab es eine Pause mit Kaffee. Der griechische Kaffee wird in kleinen Tässchen serviert und ist sehr süß und stark und hat einen gewaltigen Kaffeesatz. So gestärkt ging es dann in die Altstadt, um Gebäude, die von venezianischen Kreuzrittern nach dem vierten Kreuzzug errichtet wurden, zu besichtigen. Wir sind durch strahlend weiße Gassen zu einigen Museen gegangen. In einem Museum konnte man Ausgrabungen von über 3000 Jahre alten Siedlungen besichtigen. Doch genug vom Vormittag. Am Nachmittag wurde uns frei gegeben und wir haben uns Lebensmittel im Ort gekauft. Besonders zu empfehlen ist das Gebäck in griechischen Bäckereien. Es ist alles frisch und schmeckt sehr gut. Am Abend haben sich alle wieder für ein gemeinsames Abendessen getroffen. Das Lokal lag direkt am Strand und man konnte den Sonnenuntergang betrachten und wenn es dunkel wird, sieht man die Lichter in den Häusern auf Paros aufleuchten.
02.06
Am Freitag hat es fast den ganzen Tag über heftig geregnet. Trotzdem ging es wieder nach Chora und diesmal durch verregnete Gassen. Wir haben eine Straße, die nach Herrn Biastoch benannt wurde, gefunden. In einem Museum haben wir einiges über das Leben der Nachfahren der Kreuzritter auf Naxos erfahren. Später sind wir Schüler alle gemeinsam Waffeln mit Eis essen gegangen und abends haben wir in einer Taverne am Strand griechischer Livemusik gelauscht.
03.06
Da Studienfahrten auch anstrengend sind, hatten wir heute (Samstag) frei. Das heißt, wir sind spät aufgestanden und ich bin mit einigen anderen nach Chora und von dort weiter die Berge hinauf gewandert. Anfangs ging es durch kleinere Orte und an Feldern vorbei. Dem folgte ein gutes Stück Straße, bis wir Chora erreichten. Von da an ging es steil bergauf. Von einer kleinen Kapelle weiter oben hatten wir einen guten Blick über Chora, die Portara und das Meer. Doch wir wollten bis zu Spitze und sind an einem Kloster vorbei noch höher gewandert. Von ganz oben war die Aussicht noch beeindruckender. Den Nachmittag haben wir am Strand verbracht.
04.06
Am Sonntag war Ruhetag. Außerdem hatte Frau Dietrich Geburtstag. Das haben wir mit einem gemeinsamen Abendessen in einer familiengeführten Taverne angemessen gefeiert. Tagsüber war wir in kleinen Gruppen am Strand. Der naxische Strand ist sehr schön. An manchen Stellen besteht der Bodem aus feinstem Sand, an anderen aus Kieseln und woanders aus groben Steine. Das Wasser war angenehm kühl und die Wellen perfekt zum Schwimmen. Außerdem kann man weit ins Meer hinauswaten, bis man schwimmen muss.
05.06
Nun war es so weit, das Bekannte zu verlassen, sich Autos zu mieten und ins Unbekannte hinauszufahren. Früh ging es nach Yria, um ein Dionysosheiligtum besichtigen. Dann ging es weiter nach Sangri, wo wir ein Demeterheiligtum besichtigen konnten. Besonders Demeter und Dionysos wurden von den früheren Naxioten verehrt, da beide für Fruchtbarkeit und Wachstum stehen und Inselbewohner damals viel mehr darauf angewiesen waren, sich von dem zu ernähren, was sie selber anbauten. Außerdem taucht Dionysos in der Inselmythologie auf. Er soll nämlich, laut einigen Überlieferungen, Theseus, als dieser siegreich von Kreta nach Hause segelte, im Traum erschienen sein und ihm befohlen haben, Ariadne auf Naxos zurückzulassen. Später ist Dionysos ihr erschienen und hat sie geheiratet. Theseus aber war darüber so traurig, dass er vergessen hat, die schwarzen Segel gegen weiße auszutauschen. Sein Vater Aigeus, der jeden Tag auf seine Rückkehr hoffte, sah die schwarzen Segel und nahm an, dass Theseus versagt hatte und stürzte sich traurig ins Meer, das daraufhin nach ihm benannt wurde.
Doch genug der Mythologie. In dem kleinen Dörfchen Damalas haben wir den Töpfer Manolis besucht und seine traditionellen Töpferarbeiten bestaunt. Außerdem haben wir unseren Keksvorrat dort aufgefüllt und uns ein Brennereimuseum angesehen, in dem aus zitronenartigen, kopfgroßen Früchten Spezialitäten der Insel hergestellt wurden. Dann ging es in Serpentinen weiter in die Kirche Panagia Drosiani aus dem 6. Jahrhundert und von dort weiter zu einem unfertigen Kouros in einem antiken Steinbruch. Kouroi sind Statuen, die junge Männer darstellen und gerne vor Tempeln aufgestellt wurden. Auf Naxos findet man in einigen antiken Steinbrüchen immer noch Kouroi, die wegen Produktionsfehlern nie fertiggestellt wurden. Zum Abschluß des Tagesausfluges haben wir noch die heutige Marmorgewinnung in den Bergen und die Marmorfabrik, in der der Stein zu allen möglichen Zwecken geschnitten und poliert wird, angesehen. Der naxische Marmor ist für seine Reinheit bekannt. Licht kann bis zu 2,5cm in den Marmor eindringen. Das fanden wir so toll, dass wir welchen mitnahmen.
06.06
An diesem Tag ging es wieder weiter mit Autos über die Insel. Diesmal in die Berge im Norden. Auch wenn die Bergstraßen recht eng sind, ist es die Aussicht allemal wert. Wir haben wieder in einem Steinbruch eine unfertige Statue besucht. Obwohl sie zwar als Kouros ausgeschildert ist, ist sie keiner. Kouroi stellen junge Männer dar und die Statue hatte den Ansatz eines Bartes. Vermutlich sollte sie mal ein Abbild Dionysos werden, doch wurde auch sie niemals fertiggstellt und in sein Heiligtum beschafft. In Apollonas haben wir in einem Lokal direkt am Wasser zu Mittag gegessen. Es gab für mich typisch griechische Spaghetti Bolognese. Danach ging es weiter zum Berg Zas. Dieser ist mit knapp einem Kilometer der höchste Berg der Insel und in einer Inselsage soll Zeus nicht auf Kreta, sondern auf Naxos zur Welt gekommen sein. Gegen 18 h waren wir wieder in unseren Zimmern.
07.06
Die Inselfahrten waren für alle anstrengend. Darum hatten wir am Tag danach frei. Frei haben auf Naxos bedeutete für uns Kartenspiele spielen, am Strand liegen, schwimmen und Filmabend machen.
08.06
Nun ging es wieder nach Chora, um die letzten Referate von uns Schülern, die wir in Vorbereitung auf die Fahrt anfertigen mussten, anhören. Dann ging es Waffeln essen. Diesmal haben wir Waffeln mit Schokolade und Schokoeis probiert. Es war sehr windig, darum lagen wir heute nicht am Strand, sind aber einige Runden schwimmen gegangen. Außerdem haben wir süße kleine Katzenbabies gefunden.
09.06
Schließlich haben wir noch eine weitere Insel besichtigt. Mit der Fähre ging es zur Nachbarinsel Paros und dort waren wir im archäologischen Museum und in der Kirche Panagia Hekatontapyliani, welche die Mutter des römischen Kaisers Konstantin gegründet hatte. Hekatontapyliani heißt übersetzt die “100türige”. Man hat allerdings nur 99 gefunden. Laut einer Sage soll die hunderste Tür gefunden werden, wenn Konstantinopel wieder Hauptstadt des griechischen Reichs ist. Besonders zu empfehlen auf Paros ist das Gyros und das Eis. Am späten Nachmittag haben wir dann die Fähre zurück nach Naxos genommen und dann ging es wieder an den Strand und abends gab es erneut Livemusik in Manolis Strandtaverne. Dimitris Bouzuki-Musik haben wir bei einer Pizza genossen.
10.06
Endlich war es so weit. Gesine hatte Geburtstag. Zur Feier des Tages hatten wir tagsüber frei, was ich natürlich zum Ausschlafen, Schwimmen, Kekse kaufen und Holz sammeln für das Lagerfeuer am Abend genutzt habe. Auch wenn die anderen ebenfalls Holz gesammelt haben, musste ich mich um das Lagerfeuer kümmern. Ich habe am Strand eine Mulde ausgehoben und die Äste klug darüber angeordnet. Gesine spielte auf ihrer Ukulele und lockte so eine Katze an, die sich dann dazugesellte.
11.06
Dies war unserer letzter und schönster Tag der Studienfahrt. Wir sind wie einst Theseus und Odysseus mit einen Zweimaster aus Holz, der Jason, zur Südküste von Naxos gesegelt. In einer Bucht haben wir gehalten und während an Bord das Essen vorbereitet wurde, konnten wir von Schiff in das wellenlose Wasser springen und in ein Nereideion schwimmen. Das Nereideion ist eine Grotte, die halb im Wasser und halb darüber liegt. Die alten Griechen beteten dort früher Naturgeister an. Nach dem Essen ging es weiter zu einer anderen Insel, nämlich nach Koufonisi. Hier hatten wir länger Pause und haben die Zeit genutzt, um durch den typisch kykladischen Ort zu wandern und an den Strand zu gehen. Zurück auf Naxos folgte das letzte gemeinsame Abendessen der Studienfahrt am Strand beim Sonnenuntergang.
12.06
Auch wenn dies der Tag der Rückfahrt war, bin ich mit einigen anderen früh aufgestanden, um bei Sonnenaufgang schwimmen zu gehen. So geweckt haben wir unsere Sachen gepackt und uns einige Stunden später zum Flughafen begeben. Wir sind von Naxos nach Athen und von dort weiter nach Berlin geflogen. In Berlin haben wir schließlich spät am Abend einen Zug genommen und sind noch am selben Tag kurz vor Mitternacht in Göttingen angekommen.
Insgesamt war es eine sehr schöne und lehrreiche Zeit, an welche wir sicher lange zurückdenken werden. Außerdem war es sehr schön, das angesammelte Wissen nun endlich vor Ort einsetzen zu können, ein Privileg, welches wir auf dieser Studienfahrt sicherlich nicht zum letzten Mal genossen haben.