Suche
Close this search box.

Edumaps      Moodle     WebUntis     IServ

Suche
Close this search box.

Freiwilliges Soziales Halbjahr – Ein Erfahrungsbericht

Am letzten Donnerstag fand die Abschlusspräsentation des freiwilligen sozialen Halbjahres für alle Zehntklässler statt. Dort wurde auch über das FSH in diesem Schuljahr informiert. Teilnehmen können alle Zehntklässler, die sich außerhalb der Unterrichtszeit für ca. 2 Stunden in der Woche ehrenamtlich engagieren wollen. Die Teilnehmer werden in einem Workshop vorbereitet und in ihrem Engagement von Lehrerinnen und Lehrern begleitet.

Elisa Gancitano hat in diesem Rahmen im letzten Schuljahr Erfahrungen in einem Kindergarten gesammelt. Wir wollen euch hier einige der Texte zeigen, die sie für die Abschlusspräsentation des FSH am letzten Donnerstag geschrieben hat:

Aufräumen á la Mary Poppins
Manchmal muss man überlegen, wie man die Kinder dazu bringt, etwas zu tun, was man will. Aufräumen ist da eine ganz große Sache. Zieht sich immer in die Länge. Oder alle laufen weg und haben plötzlich etwas unglaublich wichtiges zu erledigen. Zum Beispiel einen Schatz aus dem Sandkasten zu buddeln. Warum nicht ein Spiel aus dem Aufräumen zu machen? Wer kann am schnellsten die meisten Sachen zum Häuschen bringen? Ratzfatz türmen sich die Eimer und Förmchen vorm Häuschen. Der Sandkastenschatz ist vergessen.
Auch wenn man versucht, ein Kind zu rügen, weil es etwas Falsches macht, sollte man immer eine Portion Spaß mit dazu nehmen. Zwar sollte man ihm klar und deutlich machen, dass es etwas Falsches getan hat, allerdings finde ich diese bedrückte Stimmung am Ende unangenehm; diese Botschaft „Ich bin Erzieher und sage dir, was du zu tun und lassen hast!“. Ich habe immer versucht dann wieder etwas Freundschaftliches zu tun. Durchkitzeln klappte meistens. Auch bei scheinbar grundlos schmollenden Kindern ist es praktisch.

„Mädchen spielen doch kein Fußball!“
Eine logische Begründung dafür habe ich von dem Jungen, der mir das erklärte, nicht bekommen. Aber er hatte Recht. Mädchen spielen kein Fußball. Zumindest nicht in unserem Kindergarten. Immer wieder motivierte ich sie dazu, doch mitzumachen. Sie konnten auch mit mir in einem Team sein. Immer Kopfschütteln. „Wir feuern dich lieber an!“. Aber es doof zu finden, schienen sie nicht. Sie lachten trotzdem weiter. Mädchen spielen keinen Fußball. Aber Pferdchen und Kätzchen. Und Einhorn. Das spielen sie. Und Elsa Kleider und Puppen haben sie auch. Und sie scheinen damit kein Problem zu haben. Ich bin immer noch ratlos. Genauso als ein kleiner Junge plötzlich anfing, einen Fortnite-Tanz zum Besten zu geben. Oder als ein anderer begann, lauthals das Intro von Jan Böhmermanns Neo Magazin zu singen und etwas über Erdogan zu erzählen…

Viel Glück und viel Segen
Mein letzter Tag im Kindergarten. Ich verabschiede mich. Die Marienkäfergruppe hat ihren Raum etwas verdunkelt (Licht ausgemacht) und ein paar Kerzen auf einem Kindertisch vor mir angezündet.  Vor mir, wie bei einem Geburtstag, Geschenke ausgebreitet. Wie auf einem Thron sitze ich auf dem viel zu kleinem Kinderhocker. Nur das Krönchen fehlt, als sie „Viel Glück und viel Segen“ anstimmen. Dann ging die Was-ich-dir-Wünsche-Runde los. Ich muss schon zugeben, dass die meisten Wünsche sehr kreativ waren. Der erste sagte was, und der zweite wiederholte es. Manche bekamen es sogar hin, die Satzstellung etwas abzuändern. Es war trotzdem nett gemeint und ziemlich lustig, zu beobachten, wie sie versuchten, sich etwas auszudenken. Dann kam das auspacken. Sie hatten mir eine selbstgebastelte Karte geschenkt. Jeder hatte einen roten Fingerabdruck draufgedrückt, aus denen dann Marienkäfern gemacht wurden. Selbstverständlich beschriftet. Und ich habe eine bemalte Tasche bekommen. Gras, Baum, Haus, Sonne. Ich meine, wo findet man sonst den letzten Schrei? Ich hätte es nicht gedacht, aber irgendwie habe ich mich riesig darüber gefreut und war gerührt. Gras, Baum, Haus Sonne, Marienkäfer. Dann war ich mit dem austeilen dran.  Alle putzmunter auf einmal. Ich gebe jedem einen Riegel und sobald sie ihn in der Hand halten, wird nach einer zweiten Runde gefragt. Ich hatte ja genug dabei, aber die Erzieherin war sehr unzufrieden. „Vor ein paar Jahren war das ganz anders. Da war man noch zufrieden, mit dem, was man hatte. Heute ist diese Gier viel stärker da. Sie haben den ersten Riegel ja noch nicht einmal aufgegessen.“  Eine zweite Runde konnte dann aber doch ausgehandelt werden. Und ich fühlte mich plötzlich wieder alt. Als Abschied gingen alle feierlich an mir vorbei (und weiter zur Tür hinaus), gaben mir die Hand, umarmten mich oder küssten mich auf die Wange. Oder wollten mir nicht die Hand geben. Das hatte mich zum Schmunzeln gebracht.