Als die Taschenlampen ausgeschaltet sind, sieht man wirklich gar nichts mehr. Weder die Gummistiefel, die im leise plätschernden Wasser stehen, noch die riesigen gelben Regenjacken, die von den Schülern der 10e1 herunterhängen wie übergroße Umhänge. Auch die Wände des Stollens der Dorotheer Rösche verschwinden ganz im unterirdischen Dunkel. Erst als das Führungsteam um Christian Barsch, der die „Quick&Dirty“-Untertagetour durch das UNESCO-Weltkulturerbe Oberharzer Wasserregal leitet, eine kleine Öllampe, den „Harzer Frosch“, anzündet, kann man sich im schwachen Lichtschein vorstellen, unter welchen Bedingungen die Bergleute im 18. Jahrhundert hier gearbeitet haben, Tag um Tag, Jahr um Jahr, 12 Stunden täglich. Bis zu 670 Meter mussten sie auf schmalen Leitern in die Tiefe steigen, um ihren Arbeitsplatz zu erreichen. Dort, wo die Klasse 10e1 auf ihrem Wandertag den Berg „befährt“, wie es die Bergmänner nennen, obwohl man zu Fuß geht, ist ein Wasserlauf für den Abtransport des einströmenden Wassers sowie für die Energiegewinnung zum Aufziehen der Erztonne gehauen worden. Es rinnt den Schülern um die Füße und sichert auch den Zustrom frischer Luft im engen Schacht.
Welche Bedeutung das Wasser für die Bergleute schon seit dem 16. Jahrhundert hatte, wird während der Führung unter und auch über Tage deutlich. 149 kaskadenartig angelegte Teiche mit vielen Gräben, Dämmen und Rinnen ermöglichten die Energiegewinnung und sicherten den Bergfamilien das Leben. „Hungersteine“ erinnern an Jahre, in denen das Wasser knapp wurde. Herr Barsch weiß viel zu berichten, darüber, warum die Fichte bricht, bevor sie spricht, davon, wo die Buchen und Eichen des Harzes geblieben sind und darüber, dass rund 150 Jahre lang der Harz die größte Silbermine Europas war, betrieben von eigens dafür angesiedelten Familien. Den ganzen Tag geht führt die Wanderung durch den Harz nahe Clausthal-Zellerfeld, vorbei an ehemaligen Munitionsfabriken und kontaminierten Seen, hin zu schönsten Schafsweiden, nachhaltig aufgeforsteten Waldstücken und erfrischenden Badeseen.